Artikel zum Thema Naturgarten

Ab und an verfasse ich Artikel für Fachzeitschriften zum Thema. Einige (nicht mehr ganz neue) Auszüge zum Reinlesen findet Ihr hier:


Der Garten im Klimawandel

Er ist da! Der Klimawandel macht sich mittlerweile deutlich auch in unseren Gärten bemerkbar. Konventionelle Gartenbauer begegnen den anhaltenden sommerlichen Trockenperioden mit dem Einbau ausgeklügelter Bewässerungssysteme... Kostbares (Trink-) Wasser für „englischen“ Rasen? 

Lesen Sie hier, wie es besser geht.

Die im Trend liegenden Steinschüttungen ohne Pflanzen heizen sich enorm auf und speichern die Hitze eines Sommertages bis tief in die Nacht hinein. 

Bäume, Gehölze oder auch geschlossene Vegetationsdecken kühlen dagegen Luft und Boden durch Beschattung und Verdunstung und schaffen so ein erträgliches Mikroklima. Gut zugängliche Wasserstellen - ob groß oder klein – sind an heißen Tagen wichtige Oasen für die Tierwelt, von den Insekten bis zu den Säugetieren.

 

Wie gestaltet man Gärten, die (fast) ohne Gießen auskommen?

Gefragt ist eine sinnvolle Pflanzenauswahl und die Schaffung trockenheits-verträglicher Standorte.  Als Vorbild dient die Natur: Artenreiche, magere Blühflächen gedeihen hervorragend auf mineralischem Substrat. 

Im Naturgarten dient daher oft eine ca. 20 cm starke Auflage aus Mineralbeton, Wandkies oder Sand an Stelle von „Humus“ als Pflanzbeet. Tiefwurzler und Gehölze reichen bis in den darunterliegenden Unterboden, der durch die Deckschicht vor schneller Austrocknung geschützt ist. 

Die Pflanzen bilden hier besonders tiefgreifende und effektive Wurzelgeflechte aus, so dass sie mit weniger Feuchtigkeit auskommen.

Oder sie ziehen bei gar zu arger Trockenheit vorübergehend ein, um beim nächsten Regenguss wieder üppig zu sprießen. Die meisten Pflanzen der Gartenmarkt-Standardsortimente sind - einmal vertrocknet- jedoch für immer abgestorben und reif für den Kompost. Viel robuster sind da unsere heimischen Wildblumen der Magerstandorte, die sich zusätzlich durch reichliche Versamung selbst erhalten. 

 

Wasser ist Leben

Ein wichtiger Aspekt ist die Nutzung und Versickerung des auf dem Grundstück anfallenden Niederschlages. Einfahrten, Wege und Plätz entsiegeln und versickerungsfähig gestalten. Dachwasser nicht einfach in die Kanalisation leiten. Statt dessen besser Zisternen (z.B. zum Gießen im Gemüsegarten) befüllen oder das Wasser direkt auf dem Grundstück in Sickergräben, Rigolen oder Teichen langsam dem wasserspeichernden Boden zuführen.  (Tolle Tipps und Anleitungen dazu: Paula Polak „Handbuch Wasser im Garten“) Die so entstehenden Bereiche - die mal feuchtnass (nach Niederschlägen) und mal trocken sind - beherbergen eine besonders artenreiche Flora und können attraktiv gestaltet werden. Daran angeschlossene Naturteiche mit ausgeprägten Sumpfzonen bleiben in trockenheißen Sommern, wenn alles andere schon ausgedörrt ist, eine grüne Oase und schaffen ein angenehmes Mikroklima. 

 

Prinzipiell soll der Boden in den Vegetationsflächen immer bedeckt  sein. Im Staudenbeet oder unter Gehölzen füllt eine Ansaat mit geeigneten Wildkräutern die Lücken, im Gemüsegarten hält eine dicke Mulchschicht die Feuchtigkeit im Boden und setzt zusätzlich während des Kompostierungsprozesses Nährstoffe frei. Arbeitet man mit der so genannten “Mulchwurst“, die aus langfaserigem Schnittgut gedreht wird, kann man die Mulchschicht sogar effektiv nach darunter verborgenen Schnecken absuchen. 

 

Englischer Rasen hat im Klimawandel schlicht keine Zukunft. Nebenbei ist sein ökologischer Nutzen vergleichbar mit dem einer grün gestrichenen Pflasterfläche. Kurz geschorene Rasenflächen benötigen unglaublich viel Wasser und sehen im Hochsommer doch irgendwann verbrannt aus. Darf das Gras jedoch lang wachsen und blühen, kann man sich auch im September noch über attraktive Bilder (und viele Grashüpfer) freuen. 

 

 Die Mulchwurst:  - Eine praktische Sache (siehe auch Rubrik Tipps):

Langfaseriges Schnittgutt lagenweise auf den Boden streuen und mit den Händen zu langen „Würsten“ rollen, dabei die Enden von außen immer wieder einklappen. So entstehen kompakte, ca. 20 cm Dicke Rollen, die sich gut zwischen den Pflanzreihen ablegen und zur Schneckenkontrolle anheben lassen. (Literatur: „Permakultur und Naturgarten“ Markus Gastl)

 

Bsp. für trockenheitsverträgliche Pflanzen:

Einjährige:

Klatschmohn Papaver rhoes

Feldrittersporn Consolida regalis

Nelkenleimkraut Silene armeria

Zweijährige:

Königskerzen Verbascum ssp.

Natternkopf Echium vulgare

Nickende Distel Carduus nutans

Muskatellersalbei Salvia sclarea

Ausdauernde:

Dost Origanum vulgare

Färberkamille Anthemis tinctoria

Steppensalbei Salvia nemorosa

Moschusmalve Malva alcea


Der Garten - Ein Netzwerk des Lebens

Im Winterhalbjahr hat der Gärtner Muse zur Planung neuer Gartenbereiche. Nun kann man auch Bilanz über das vergangene Gartenjahr ziehen. Gab es viele Schmetterlinge zu beobachten, waren Distelfinken zu sehen, waren Molche oder Igel zu Besuch? Kurz, wie war es um die Artenvielfalt im Garten bestellt?

Ein vielfältiger, naturnaher Garten bietet Nahrung, Schutz und Kinderstube für möglichst viele unterschiedliche Individuen, vom Regenwurm bis zum Eichhörnchen, von der Ameise bis zum Zaunkönig. Je vielfältiger und lebendiger Ihr Garten ist, desto mehr gibt es auch für alle Sinne zu entdecken, und umso mehr werden Sie Ihren Garten genießen können.

 

Die Zahl der Tierarten hängt wesentlich von der Gestaltung der verschiedenen Lebensräume im Garten ab. Es genügt nicht, Meisennistkästen aufzuhängen, wenn nichts für Insekten, die Hauptnahrung der Vögel, getan wird. Oder würden Sie im Urlaub ein Hotel buchen, dessen Restaurant meilenweit entfernt liegt?  Oder wo es keine schönen Plätze zum Aufenthalt gibt? So bevorzugen auch unsere Gartenvögel eine Umgebung mit Bäumen und hohen Büschen als Sitzwarte sowie möglichst vielen heimischen Blütenpflanzen in Wiesen, Beeten und Gehölzen, die alle Arten von Insekten anziehen. Eine geschützte Wasserstelle gehört ebenso zum bevorzugten Inventar wie unzugängliche, gerne dornige Dickichte, die Schutz vor Feinden bieten können und gerne zum Schlafen genutzt werden (z. B. Weißdorn oder Wildrosen).

Die Insekten, z. B. Wildbienen, wünschen sich ihrerseits neben einem reichen Pollen- und Nektarangebot geeignete Brut- und Übernachtungsmöglichkeiten, z. B. in der Rinde alter Bäume, in Totholzbeständen, Sandhaufen, Lehmwänden oder auch in einem geeigneten Insektenhotel. Dazu muss man auch noch die Nahrungsbedürfnisse der Larven, z. B. bei Schmetterlingsraupen, berücksichtigen. Hier wurde ja schon oft auf den Wert vermeintlicher Unkräuter wie der Brennnessel hingewiesen. 

Je vielfältiger das Pflanzenangebot desto mehr verschiedene Arten, auch  der rund 550 Wildbienen, kann man im Garten beobachten. Diese sind nämlich oft auf eine einzige oder wenige Nahrungspflanzen spezialisiert. Doch auch Käfer, Spinnentiere und weitere Kleinlebewesen sind ein wichtiger Teil der Nahrungspyramide. Sie wiederum benötigen z. B. Streuschichten, Sand-, Stein- oder Laubhaufen, um sich vermehren zu können.

 

Je vielfältiger das Lebensraummosaik im Garten also ist, desto mehr verschiedene Kleinlebewesen, deren Futterquelle pflanzliche Stoffe (Nektar, Pollen, Blätter, morsche und faulige Bestandteile...) sind, siedeln sich an. Diese wiederum dienen dann Vögeln, Amphibien, Reptilien oder Kleinsäugern als Nahrung. Zudem wird dadurch ein Überhandnehmen einer Art vermieden, da sich die verschiedenen Lebewesen gegenseitig im Populationswachstum begrenzen. Vermehrt sich doch einmal eine Art übermäßig (z. B. witterungsbedingt) können die natürlichen Gegenspieler meist davon profitieren und den Bestand wieder in ein natürliches Gleichgewicht bringen. Je mehr verschiedene Bausteine im Garten miteinander verzahnt werden, desto mehr unterschiedliche Arten werden sich ansiedeln und desto stabiler wird das biologische Netzwerk des Lebens als natürliches Regulativ.

Soweit die Theorie. Praktisch wird es immer wieder einmal Grund zur „Schädlingsbekämpfung“ im Garten geben. Hier dürfen dann aber nur solche Mittel (z. B. Absammeln bei Schnecken, scharfes Abspritzen bei Blattläusen) zum Einsatz kommen, die den potentiellen Fressfeinden nicht schaden.

 

Doch auch mit der Umgebung muss der Garten vernetzt sein. Einige Bewohner (z. B. der Igel) benötigen eine Lebensraumfläche, die weit über die Dimension eines durchschnittlichen Gartens hinausgeht (Igel können in einer Nacht auf der Nahrungssuche 2-3 km zurücklegen). Hier muss also die Grenze durchlässig sein, möchte man solche Bewohner halten. Mauern, bodentiefe engmaschige Zäune und Rabatten sind für Igel, aber auch andere Bewohner unüberwindbare Hindernisse.

Die vielfältigen Strukturen sind auch und gerade im Winter überlebenswichtig. Wer den Garten im Herbst „aufräumt“, vernichtet nicht nur unzählige überwinternde Kleinlebewesen in verschiedenen Entwicklungsstadien, sondern zerstört auch natürliche Nahrungsquellen (z. B. Samenstände) und Überwinterungsquartiere (hohle Stängel, Laub- und Streuschichten...) für Insekten und Kleinlebewesen. 

 

Nachfolgend einige mögliche Mosaiksteine für ein vielfältiges Gartenbiotop.

Vielleicht „fehlt“ Ihnen ja noch das eine oder andere und Sie planen gleich fürs neue Gartenjahr.

• Hecken/Büsche (heimische Gehölze)

• Heckensaum/Übergangsbereich, Schattensaum

• Grünflächen als Wiese oder Blührasen (Mager- oder Fettwiese)

• Bäume/Altbäume

• Stauden/Blühende Gehölze

• Zwiebelblüher 

• Wasserflächen aller Art mit flachen Ufern

• Moor-/Sumpfbeete (ohne den Einsatz von Torf)

• temporäre Schwemmgräben (z. B. an einem Dachrinnenablauf)

• Kräuter- und Gemüsebeete 

• Steingarten/Trockenmauern/Lesesteinhaufen

• „Wilde Ecke“ z. B. mit Brennnesseln

• Totholzhaufen und -wälle

• Fassaden-/Dachbegrünung

• Kompostlege/Laubhaufen

• offene Sand- oder Kiesflächen/-haufen

• Nisthilfen aller Art

• Tränke/Sandbad/Schlammpfütze

• Mobiles Grün in Pflanzgefäßen aller Art (Töpfe, Kübel, Säcke...) bepflanzt mit heimischen Blühpflanzen

 


Verlust der Nacht - Licht im Garten

Was bedeutet es für die Lebewesen im Garten wenn wir die Nacht zum Tage machen?

 

Streulicht von Straßenlampen, Leuchtreklamen, Flutlichtanlagen u.ä. erhellen den Nachthimmel und bilden weithin sichtbare Lichtdome über den Ballungszentren.

Und das, obwohl die UNESCO bereits 2007 eine „Deklaration zum Schutz der Nacht“ veröffentlicht hat. Aktuell soll bei der Novellierung des bayerischen Naturschutzgesetzes die Bekämpfung der Lichtverschmutzung thematisiert werden.

 

Denn die sich im Jahreslauf verändernde Tag- und Nachtlänge beeinflusst wichtige Abläufe wie Nahrungssuche, Fortpflanzung, oder die Vorbereitung auf die Winterruhe der Tiere. Selbst die vergleichsweise schwachen Lichter im Garten können dabei ihre „Innere Uhr“ durcheinander bringen. 

So wurden in nachts beleuchtete Arealen Amseln beobachtet, die mitten in der Nacht sangen oder viel zu früh im Jahr mit dem Brutgeschäft begannen, da sie die tatsächliche Tageslänge nicht mehr abschätzen konnten. Problematisch ist das, da dann z.B. die nötige Insektennahrung für die Jungvögel noch nicht zu finden ist.

 

Besonders auf die ohnehin angeschlagene Insektenwelt wirkt sich Licht zu Unzeit gravierend aus: Nachtfalter, von denen einige auch bei Tag aktiv sind, stellen rund 90% aller Schmetterlingsarten in Deutschland. Die oft nur als „Motten“ bezeichneten Falter sind nicht nur wichtige Bestäuber, sondern dienen auch den nachtaktiven Fledermäusen, Igeln oder Spitzmäusen als Nahrung. Ihre Raupen werden auch von den tagaktiven Gartenbewohnern geschätzt.

Das Verschwinden der Nachtfalter erfolgt im Gegensatz zu ihren bei Tage sichtbaren Verwandten weitgehend unbemerkt, da sie oft gar nicht wahrgenommen werden.

 

Jede Nacht verenden zig-Millionen von Insekten an Lampen, die sie für den Mond halten und orientierungslos bis zur totalen Erschöpfung umkreisen. Andere schlüpfen auf dem Weg zum Licht in Ritzen der Lampengehäuse und sind dort gefangen oder sie verbrennen an heißen Leuchtmitteln. 

Für manche Fledermausarten ist künstliches Licht am Haus eine ernste Bedrohung. 

Sie warten dann in  ihren Tagesverstecken auf eine Dunkelheit, die nicht kommt. Ihr Zeitfenster für die Nahrungssuche und die Fortpflanzung wird so immer kleiner. 

Auch Glühwürmchen wird man im beleuchteten Garten vergeblich suchen. Die leuchtenden Weibchen sind bei hoher Umgebungshelligkeit für ihre Partner einfach nicht mehr zu finden, eine Fortpflanzung bleibt aus.

Unterwasserlicht in Teichen bringt den Tag-Nacht-Rhythmus der Wasserbewohner nachhaltig durcheinander....

 

Was bedeutet das nun für uns?

Die Wenigsten möchten völlig auf eine Außenbeleuchtung verzichten.

Aus Gründen der Sicherheit möchten viele Gartenbesitzer einige Bereiche ihres Grundstückes zumindest temporär ausleuchten.

LED-Lichter verbrauchen deutlich weniger Strom als herkömmliche Leuchtmittel, daher werden gerne ein paar mehr angebracht, die dann auch noch länger leuchten.

Dadurch wird heutzutage unter den Strich sogar deutlich mehr Energie für die Beleuchtung verbraucht als noch vor 10 Jahren. Auch die „umweltfreundlichen“ Solarlampen brennen nach sonnigen Tagen automatisch stundenlang, auch wenn gar niemand mehr im Garten sitzt. 

Aber brauchen wir wirklich Gartenspots, angestrahlte Baumwipfel oder eine Beleuchtung im Teich? Muss jeder Gartenweg, jede Nische die ganze Nacht über hell erleuchtet sein?

 

Was kann man tun?

Insekten reagieren besonders sensibel auf die blauen, also die UV-Anteile im Licht, da sie diese für die Orientierung an den Blüten ihrer Nahrungspflanzen nutzen. Daher sollte man sich immer für eine möglichst warme Lichtfarbe entscheiden. Empfohlen werden für den Außenbereich mindestens „warmweiße“ Leuchten mit einer Farbtemperatur von max. 3.000 Kelvin.

Noch besser: Sie schalten das Licht ganz aus - und entdecken im Mondlicht wieder Nachtfalter, Glühwürmchen und Fledermäuse...

 

Tipps für den Kauf von Leuchtmitteln (LEDs):

 

• Keine Lichtfarben im UV- und Blau-Bereich über 3.000 Kelvin

• Bevorzugen Sie gelbe, orange und rötliche Lichtfarben, die sind auch für das menschliche Auge angenehmer und blenden nicht so stark 

• Wählen Sie Leuchten mit möglichst wenig Leistung und nur so hell wie unbedingt nötig.

 

Allgemein gilt:

 

• nur soviel Beleuchtung wie unbedingt nötig, vor allem im in der Zeit von April bis Oktober, wenn die meisten Insekten aktiv sind.

• Verwenden Sie Zeitschaltuhren oder Bewegungsmelder. 

• richten sie Strahler nie nach oben, beleuchten Sie keine Pflanzen von unten.

• Begrenzen Sie den Lichtkegel auf den zu beleuchtenden Bereich.

• Achten Sie auf geschlossene Gehäuse, in die keine Insekten eindringen können.

• schirmen Sie beleuchtete Fenster nach außen ab (Rollo, Vorhang) und vermeiden Sie Lichtspiegelungen auf Fenstern

• Nutzen Sie Reflektoren oder helle Beläge auf Wegen anstatt einer Leuchte (z.B. als Markierung an der Einfahrt) 

 


Der perfekte Kreislauf

Wie man Abfälle im Garten vermeidet und sinnvoll verwertet

 

Rhododendronerde, Graberde, Kräutererde, Tomatenerde, Aussaaterde, Erde für Töpfe oder Beete.. dazu noch Weisstorf in Ballen und eine unüberschaubare Zahl von Düngern und anderen Mittelchen... Gartenmärkte und der Landhandel haben scheinbar für jeden und jedes das Passende. Unvermeidlich auch kesseldruckimprägnierte Palisaden oder die Terrassendielen am Besten gleich aus Kunststoff in Holzoptik.

Das Resultat dieses Konsumrausches sind unwiederbringlich zerstörte Moore und massenhaft Sondermüll aus unseren Gärten. Denn auch der mit Teerfarbe gestrichene Zaun ist irgendwann einmal trotzdem durchgemorscht. Anstatt ihn aber, wie z.B. unbehandeltes Lärchenholz oder Pfosten aus fast unverwüstlicher Robinie dann zu verfeuern oder als Totholz zu nutzen, muss er aufwändig entsorgt werden.

Und die Grüngutcontainer der Gemeinden quellen über von Ast- und Grasschnitt aus dem Garten.

Dabei könnte doch eigentlich gerade hier gelingen, was sonst oft so schwer erscheint: 

Einen Kreislauf zu schaffen, der kaum Ressourcen von außen benötigt und in dem „Abfälle“ wieder zu wertvollem Rohstoff werden.

(Foto: Keyhole-"Superbeet im Hortus Felix/ Herrieden www. http://hortus-insectorum.de/hortus-felix/)

 Die Kompostierung von Grüngut, Laub, Garten- und Küchenabfällen schenkt uns wertvollen Kompost. Mit verschiedenen mineralischen und organischen Zuschlagstoffen, wie Sand, Holzfasern, Splitt, Holzkohle o.ä. kann man praktisch für jeden Bedarf seine eigene Erde mischen. Reifer Kompost liefert Nutzpflanzen reichlich Nahrung und macht zusammen mit Pflanzentees,  Jauchen und einer Prise Steinmehl Kunstdünger überflüssig.

 

Flächenkompost und Mulchdecke

Dabei braucht man nicht einmal mühsam den Komposthaufen umsetzen: Flächenkompostierung und Mulchen wirken sich positiv auf den Wasserhaushalt und das Bodenleben in den Beeten aus. So genannte „Superbeete" düngen sich quasi von selbst. Bauen kann man solche (Hoch-)Beete aus Recyclingmaterial oder dem, was vor Ort vorhanden ist. Kein Mensch braucht Pflaster- und Mauersteine aus Asien oder Brasilien für seinen Garten. Sie passen nicht in die Region und werden unter immensem Energieaufwand um die halbe Welt transportiert.

Die schönsten heimischen Blütenpflanzen mögen es sowieso eher mager und gedeihen ohne jegliche Düngung, wenn sie standortgerecht gepflanzt wurden. Sie bieten Insekten und Kleintieren ungleich mehr Nutzen, als hochgedüngte Exoten aus dem Baumarkt - und bezaubern mit ihrer Schönheit.

Sie müssen auch in heißen Sommern nicht gegossen werden. Wasser wird in Zukunft noch wertvoller werden. Sammeln Sie, wo immer möglich Regenwasser in Fässern, Zisternen, Teichen usw. und lassen Sie es möglichst auf dem Grundstück versickern.

 Astschnitt kann man in Totholzstrukturen, z.B. als Sicht- und Windschutz einbauen und schafft ganz nebenbei Lebensraum für Zaunkönig, Erdkröte oder Igel.

 

Nährstoffe verfrachten

Lässt man seinen Rasen zur Wiese aufwachsen, stellt sich oft die Frage: wohin mit dem Schnittgut? Daraus lassen sich z.B. „Mulchwürste“  machen, die unter Hecken oder in Gemüsebeeten für Nährstoffe und zum Bodenschutz dienen.

Das Prinzip der Nährstoffverfrachtung aus den blühenden Magerstandorten zu den immer hungrigen Nutzpflanzen wurde von Markus Gastl im Prinzip des „3-Zonen-Gartens“ perfektioniert. In einer Mischung aus Natur- und Permakultur-Garten wird hier die überschüssige Biomasse, vor allem aus den Magerstandorten (wegen ihrer Artenvielfalt „Hotspot-Zonen“ genannt) in die so genannte „Ertragszone“ ( hier wird viel Nachschub an Nährstoffen gebraucht, die durch die laufende Ernte verlorengehen) gebracht. Eine „Pufferzone“ (meist eine Heckenstruktur) mit heimischen Gehölzen nimmt alles anfallende Laub und den Astschnitt oder verholzte Staudenstängel auf und bietet Vögeln und vielen Kleinlebewesen Heimat. Ein perfekter Kreislauf, der wirklich gut funktioniert! Die Größe des Gartens spielt dabei keine Rolle. Der kleinere Garten „produziert“ ja schließlich auch weniger Abfallstoffe, die in den kleineren Strukturen bei weniger Raum immer noch gut untergebracht werden können.

 

 Tipps für einen Garten im Gleichgewicht:

• Kaufen Sie keine Bau- und Verbrauchsmaterialien (z.B. Netze oder Folien) die chemisch behandelt, oder aus Plastik sind und nur als Sondermüll entsorgt werden können.

• Bevorzugen Sie dauerhafte Hölzer, die ohne chemischen Holzschutz auskommen (Edelkastanie, Eiche, Lärche, Robinie) aus nachhaltiger Bewirtschaftung

 Kompostieren Sie Grünabfälle in Kompostmieten oder nutzen Sie sie als Mulchmaterial oder in „Superbeeten“

• Bevorzugen Sie sortenreine Baustoffe (keine Verbundmaterialien),

und regionale Steine.

• Speichern und nutzen Sie soviel Regenwasser wie möglich

•  Verzichten Sie auf jegliche chemische „Helferlein“ im Garten, egal ob Dünger, Pestizide oder Reinigungsmittel


Die Blumenwiese

Sie ist bei uns schon fast verschwunden: Die Blumenwiese von früher ist heute eine Turbograsmonokultur. Ein erster Schnitt weit vor dem 1. Mai, sowie Unmengen an Kunstdünger und Gülle vernichten nahezu jede Möglichkeit für Insekten oder andere Tiere hier noch Nahrung, Schutz oder Lebensraum zu finden.

 

Ein Stück Natur zurückholen:

Direkt neben dem Natur.Garten.Helbig. konnte ich im Zwischennutz ein als Bauplatz vorgesehenes Stück Land vor vier Jahren ansäen. Jetzt gibt es wieder Bläulinge, die Goldene Acht und viele Wildbienen. Auch wenn es nur ein Paradies auf Zeit ist, es war die Mühe allemal wert!

Und hier die Entwicklung in den ersten drei Jahren im Zeitraffer:


Ein Platz für Krabbelviecher

Die Strukturarmut in den Fluren spiegelt sich vielerorts in den Gärten wieder: Rasen-Monokulturen, Einheitshecken und vermeintlich „pflegeleichte“ Schotterbeete bestimmen in vielen Siedlungen das Bild. Doch nicht nur in der freien Landschaft, auch in unseren Gärten können wir etwas gegen das Verschwinden der Krabbeltiere tun: Strukturreichtum ist hier wie dort das Zauberwort.

Im Garten können viele Lebensräume auf engstem Raum verwirklicht werden. Das ist nicht nur spannend anzusehen, sondern bietet vielen Insekten eine echte Arche, wenn der Mensch sie willkommen heißt und auf Chemie und unnatürliche Ordnung - z.B. durch den Laubsauger im Herbst - verzichtet.

 

Die richtigen Pflanzen

Von größter Bedeutung ist die Pflanzenauswahl. Gefragt sind heimische und ungefüllte, reich blühende Arten mit einem ein kontinuierlichen Blütenangebot von Anfang März bis Ende Oktober. Doch nicht nur Pollen und Nektar, auch Blattgrün ist ein wichtiger Nahrungsfaktor in der Entwicklung vieler Insekten. So fehlt es vielerorts an geeigneten Raupenfutterpflanzen für Schmetterlinge.

Die Brennnessel als Futterpflanze unserer bekanntesten Tagfalter, wie Tagpfauenauge, kleiner Fuchs oder C-Falter ist da sicher ein guter Anfang. Eine Salweide im Garten bietet vielen Arten, z.B. Großem Fuchs, Trauermantel oder Abendpfauenauge  

Raupennahrung und zusätzlich wertvollen Pollen für die Bienen. Der eher selten gepflanzte Faulbaum (Frangula alnus) ist gut für eine naturnahe Hecke geeignet und beliebt bei Zitronenfalter und Faulbaumbläuling.

Bei verschiedenen Bläulingen, aber auch Dickkopffaltern und Widderchen ebenfalls äußerst beliebt ist der gelb blühende gemeine Hornklee, den man in Wiesen oder auch Staudenbeeten pflanzen kann. Wiesenschaumkraut wird vom Aurorafalter zur Eiablage bevorzugt, während der Schwalbenschwanz Doldenblüter wie die wilde Möhre, aber auch Kulturpflanzen wie Dill oder Petersilie aufsucht.

 

Gebaute Lebensräume – „Sandarium“ und „Käferkeller“

 Viele Naturfreunde haben sich schon am Bau eines „Wildbienenhotels“ versucht dabei bieten diese nur rund 30 der weit über 500 Arten einen Platz für die Brut. Rund drei Viertel aller Wildbienen nisten im Boden, viele davon benötigen unbewachsene Sandflächen zur Anlage ihrer Brutgänge. Ihnen kann man mit der Gestaltung eines „Sandariums“ Lebensraum schaffen:

Auf einer gut besonnten, trockenen Fläche von mindesten 50 x 50 cm - besser größer – wird eine ca. 50 cm tiefe Mulde ausgehoben. Diese wird mit Sand gefüllt. Obenauf darf auch gerne ein Haufen liegen, den man sehr gut mit Natursteinen einfassen kann. Der Sand darf nicht zu fein sein, damit die Brutgänge später nicht einstürzen. Man kann auch etwas unkrautfreie Erde aus dem Aushub darunter mischen. Mit Totholz, Steinen und einzelnen Pflanzen, wie z.B. der Sandgrasnelke am Rand lässt sich das Sandarium attraktiv gestalten. Auch Eidechsen sonnen sich hier gerne.

Unerwünschter, zu dichter Bewuchs muss regelmäßig entfernt werden.

 

An einem eher schattigen Standort, z.B. an einer Hecke lässt sich ein „Käferkeller“ einrichten: eine frostfreie Mulde mit ca. 80 cm Tiefe wird mit Totholz in verschiedenen Stärken, etwas Laub und evtl. einigen Steinen gefüllt und ggf. mit stehendem Totholz und Steinen attraktiv gestaltet. Hier finden Käfer, die für ihre Entwicklung verrottendes Totholz benötigen ideale Bedingungen, aber auch weitere Bewohner, wie z.B. Erdkröten finden sich hier gerne ein. 

Weniger aufwändig, aber ebenfalls wertvoll sind jegliche Arten von dauerhaften Totholz- oder Reisigstrukturen, sowie Laub - egal ob als Haufen oder Benjeshecke angelegt.

 

Je abwechslungsreicher die Gartengestaltung, desto mehr Arten finden hier eine Heimat.

 


Totholz- ein Ort voller Leben

Ob als Versteck für Igel und Erdkröten oder Brutstätte für Käfer - mit abgestorbenem Holz, Wurzeln und Astschnitt schaffen Sie wertvolle Lebensräume im Garten.

 

Überall wird abgestorbenes Holz umgehend entfernt und „aufgeräumt". Doch für den Igel, tausende von Insekten und andere wirbellose Tiere, für Pilze, Flechten, Moose und Algen ist Totholz Lebensraum und Nahrungsquelle zugleich. Aufgrund der forstlichen Intensivnutzung ist Totholz in unseren Wäldern vielerorts selten geworden.

Viele Lebewesen, die auf Totholz als Lebensraum angewiesen sind, sind vom Aussterben bedroht. So leben in Deutschland etwa 6000 Käferarten. Rund 1350 leben in Holz, viele davon benötigen für ihre Entwicklung bereits abgestorbene Bäume und Material, das von Bakterien und Pilzen bereits in seine Bestandteile zersetzt wird. Zumindest einige davon können wir in unseren Gärten heimisch machen.

Neben Insekten und Pilzen finden auch viele Vögel, Kröten, Eidechsen oder auch Blindschleichen im undurchdringlichen Dickicht eines Totholzgartens Schutz, aber auch reichlich Nahrung in der beim natürlichen Abbau des Holzes entstehenden Mulmschicht.

Auch der Igel nutzt gerne dichte Asthaufen oder hohle Baumstämme als Schlaf- und Winterquartier und geht hier auf Nahrungssuche.

Die Insekten nutzen Holz zwar vorwiegend im Larvenstadium als Nahrungsquelle. Totholz spielt für sie aber auch als Wohnraum eine wichtige Rolle. Dies ist außer bei Käfern zum Beispiel bei verschiedenen Ameisenarten oder Wildbienen der Fall, die ihre Gänge im Holz anlegen. In ihren verschiedenen Entwicklungsstadien sind sie ein Leckerbissen für Igel, Amphibien und Reptilien, aber auch für Vögel wie die Amsel, die man im Garten gut beim Herumstochern im Mulm beobachten kann. Abgestorbene, stehengebliebene (Obst-) Baumstämme werden gerne von Kleibern und Spechten auf

Nahrungssuche besucht und können wertvolle Nistmöglichkeiten in Astlöchern bieten.

 

Es gibt viele verschiedene Arten und Formen von Totholz

Totholz umfasst nicht nur Asthaufen oder -wälle, sondern auch liegende oder stehende Baumstämme, Holzstapel, alte unbehandelte Balken aus Abbrüchen, Baumstümpfe, Wurzeln usw. Je nach Lage - ob sie im Schatten, unter der Hecke, in der Sonne, in Wiesen oder an und in Gewässern liegen - stellen sich andere Besucher ein. Besonders Astschnitt lässt sich im Garten auf vielfältige, auch dekorative Weise gut einbauen. Zum Beispiel als natürlicher Sichtschutz. Und Gartenbesitzer sparen sich den mühsamen Gang zum Grüngutcontainer. Große Totholzwälle werden auch gerne als Nistmöglichkeit, z.B. vom Zaunkönig angenommen. Zudem kann immer wieder neues Material aufgeschichtet werden, denn die Haufen setzen sich im Zuge des Abbauprozesses.

 

Einfach mal liegen lassen!

Besonders wichtig ist es, das Totholz über viele Jahre hinweg liegen zu lassen, damit die natürlichen Zersetzungsprozesse in allen Stadien, bis hin zur Mulm- und Humusbildung ablaufen können. Denn gerade die Stadien des Zerfalls sind für die Bewohner von allergrößtem Wert. Ein Brennholzstapel ist deshalb noch kein Totholzhaufen, da er nach einer gewissen Zeit abgetragen und verbrannt wird - und leider auch mit ihm alle darin wohnenden Larven.  Ein Reisighaufen, der nur über den Winter liegen bleibt, ist zwar gut als Winterquartier für den Igel geeignet, lässt aber nicht ansatzweise die Vielfalt eines „echten" Totholzlebensraumes zu. Wie so oft im Garten gilt daher auch hier: Weniger „Ordnung"

bedeutet mehr Leben.

 

GEFAHR DURCH FEUER

Nicht nur in Brennholzstapeln, sondern besonders bei lange Zeit im Voraus aufgeschichteten Oster- oder Sonnwendfeuern kommen jedes Jahr unzählige Tiere, wie z.B. schlafende Igel oder Erdkröten, zu Tode, die sich im Holz angesiedelt haben. Daher immer direkt vor dem Entfachen des Feuers am besten noch einmal den gesamten Stapel umschichten oder ganz frisch aufsetzen und den Tieren so eine Fluchtmöglichkeit geben.


Leben im Steingarten

Sogenannte Steingärten sind in Mode, allerdings gleichen sie oft Wüsten aus Kies. Doch können -wie an diesen Beispielen zu sehen- aus heimischen Baustoffen in Steingärten attraktive Lebensräume -echte Hotspots des Lebens- für zahlreiche Insekten und Kleintiere entstehen.

Granitsplit, weit angereist aus dem fernen Asien, bedeckt eine schwarze, undurchdringliche Mulchfolie. Aus aller Welt werden Steine importiert, in Gabionen abgefüllt, als Zierkies nach Farben sortiert und in Gärten geschüttet. Dazu thront ein bizarr geformter Findling aus Brasilien obenauf, flankiert von chinesischem Bambus, einem Kirschlorbeer oder einem einsamen Buchsbaum. So sehen heute viele Vorgärten aus. Das ganze Jahr der gleiche Anblick: immergrün, sauber, pflegeleicht – und eine lebensfeindliche Wüste.

 

Wertvoller Lebensraum für Hungerkünstler

Dabei kann ein Steingarten so viel mehr sein, nämlich Lebensraum für hoch spezialisierte, oft alpine Pflanzen, die mit minimalen Ressourcen herrliche Blütenfülle hervorbringen. Insektenmagneten wie Glockenblumen, Nelken, Steinbreche und Sedumpflanzen in vielen Arten und Sorten sind ebenso wie die vielen trockenheitsliebenden (Zier-)Laucharten, um nur einige zu nennen, für den Gärtner eine wahre Augenweide. Gepflanzt werden sie in sehr magere mineralische Substrate, wie z. B. Mineralschotter oder Split, angereichert nur mit etwas Sand, Lehm und kleinen Mengen Kompost. Dies entspricht am ehesten ihren Lebensumständen am Wildstandort, wo sie mitunter auf magersten Kalkböden, blankem Fels oder Geröllhalden wachsen können.

Trockenmauern und Steingärten bieten jedoch nicht nur für unsere Steingartenpflanzen einen idealen Lebensraum. Allerlei nützliche Tiere fühlen sich hier wohl, etwa Zauneidechsen oder Käfer, welche die wärmespeichernden Steine schätzen und in tiefen Ritzen ideale Versteckmöglichkeiten finden. Hanggrundstücke oder Böschungen lassen sich mit Natursteinmauern ideal terrassieren und befestigen. Dazu sind jedoch nicht teure, aus aller Welt unter großem Energieaufwand importierte Steine nötig, welche der Fachhandel in großer Auswahl anpreist.

 

Regionale Baustoffe

Recycling und Regionalität sind auch hier hervorragend umsetzbar, sparen Geld und Ressourcen. Gibt es in Ihrer Nähe einen Steinbruch? Dann passt das dort gewonnene Material sicher auch gut zu Ihrem Garten und der heimischen Vegetation. Oder wird in der Nähe ein altes Haus oder ein historischer Keller abgerissen? Hier kann man manchmal wahre Schätze finden. Oft sind die Besitzer froh, die Entsorgungskosten zu sparen. Abbruchmaterial muss jedoch genau kontrolliert werden, damit keine neuzeitlichen Schadstoffe wie Asbestreste enthalten sind. Recyclingschotter kann im Gartenbau ebenfalls sehr gut eingesetzt werden. Auch hier sollte man sich das Material vorher ansehen, damit keine Asphaltreste oder andere unerwünschten Fremdmaterialien enthalten sind. Selbst alte Dachziegel, Betonsteine oder Gehwegplatten lassen sich mit Kreativität und Phantasie zu attraktiven Gartenelementen und Lebensräumen arrangieren. Mit etwas Glück findet man noch alte, gebrannte Tonmauerziegel, die sich vielfältig für Mauern und Wege verwenden lassen. Verwenden Sie regio-nal vorkommendes Material, welches man im Herbst manchmal direkt von Landwirten ab Feld bekommen kann. Je nach Wohnort können dies unterschiedlichste Gesteine sein. Die Vielfalt ist groß, zum Beispiel Sandsteine, Jurakalk oder Konglomeratgestein. Steinhaufen aus der Natur sind aber tabu, hier könnten bereits wertvolle Lebensräume entstanden sein.

 

Angepasste Pflanzenauswahl

Um erfolgreich zu sein, müssen Sie jedoch auf die Zusammensetzung der Steine bei der Pflanzenauswahl Rücksicht nehmen. So gibt es viele kalkliebende, aber auch kalkmeidende Arten. Lassen Sie sich daher beim Pflanzenkauf von einem kompetenten Staudengärtner beraten oder informieren Sie sich im Internet. Viele heimische Pflanzen lieben magere, sonnige Standorte. Orangerotes Habichtkraut oder Gemeiner Natternkopf, Heidenelke oder Edelgamander und die verschiedenen Königskerzen wachsen hier ausgezeichnet und bereichern jeden Garten als attraktive Blütenpflanzen und Insektenweiden. Zwiebelblüher sorgen für eine üppige Frühjahrs-, Bergastern für die Herbstblüte, Silberdistel oder Enzian setzen alpine Akzente. Mediterrane Kräuter wie Thymian und Lavendel bilden im Steingarten übrigens ein vielfach besseres Aroma aus als in normalen Gartenbeeten und bleiben dazu meist kompakter im Wuchs.

Es gibt also viele Argumente für einen echten Steingarten voller Leben, anstatt einer toten Wüste aus Kies und Stein.


Die schönen Wilden - heimische Wildpflanzen im Garten

Mit der Verwendung heimischer Blühpflanzen kann jeder Gartenbesitzer ein wenig zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen.

„Was ist denn das für eine schöne Blume, die hab ich ja noch nie gesehen?“ Diese Reaktion ernte ich immer, wenn Besucher bei meinen frühsommerlichen Gartenführungen vor dem Beet mit Kornraden stehen. Die Kornrade – wegen ihrer giftigen Samen, die das Getreide verunreinigten in der Kulturlandschaft chemisch „ausgemerzt“ und vom Aussterben bedroht – zieht mit ihren filigranen, magenta-weiß gezeichneten Trichterblüten immer wieder in ihren Bann.

 

Überbordende Vielfalt gegen standardisiertes Einheitsgrün

 Der „Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands“ portraitiert rund 3.000 heimische Pflanzen. Angenommen, dass auch nur 10% davon unseren gärtnerischen Ansprüchen bezüglich Pflege und Ästhetik entsprechen, bleiben immer noch 300 Arten übrig, die unsere Gärten ungemein bereichern können. Bei geschätzten rund 30 Tierarten, die von jeder dieser Pflanzen in irgendeiner Weise, sei es als Raupenfutterpflanze, Pollenspender, Nistraum o.ä. profitieren, können Gärtner damit einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten.

Dem gegenüber steht das Standardsortiment von vielleicht 60 Arten von Baumärkten, Discountern und Gärtnereien, die glauben „der Kunde“ wünscht sich nichts sehnlicher als Geranien, Eisbegonien und Kapmargeriten. Diese lassen sich wunderbar verkaufen – nämlich jedes Jahr aufs Neue. Die vom Dünger aufgeblähte, meist in Torfsubstat kultivierte, bunte Biomasse ist als schnell konsumierbare Wegwerfware konzipiert.

 Wildpflanzen dagegen haben einen ganz eigenen Charme. Als Beispiel sei hier die Formenvielfalt der Wildnelken – von den Karthäuser-, Sandgras und Pechnelken in der Magerwiese über die genügsame Felsennelke im Steingarten, die feuchtigkeitsliebende Kuckuckslichtnelke am Teichrand bis hin zur unübersehbar bis Oktober blühenden, hoch aufgerichteten Kronlichtnelke – genannt.

 

Natur und Gärtner profitieren

Für Insekten decken Wildblumen den Tisch besonders reich. Manche davon stehen in enger Beziehung mit Spezialisten, die schon an ihrem Namen erkennbar sind- z. B. Glänzende Natternkopf-Mauerbiene oder Glockenblumen-Scherenbiene. Diese sind auf stabile Bestände eben dieser Wirtspflanzen angewiesen - verschwinden diese, so auch die Biene.

Weitere Pluspunkte für die Wilden im Garten: Sie sind extrem „dankbar“- was nichts anderes bedeutet als: die richtige Pflanze am richtigen Ort wächst problemlos. Zudem kann man mit einer Selbstaussaat rechnen.

Wildpflanzen überstehen auch längere Trockenperioden sehr gut. Zwar kommt es auch hier zu sichtbaren Trockenschäden, dafür treiben die Pflanzen aber beim nächsten Regen schnell wieder nach.

 

Ansaat oder Pflanzung

 Bei der Verwendung von heimischen Wildpflanzen hat man die Wahl zwischen der Aussaat auf eine gut vorbereitete, unkrautfreie Fläche mit in der Regel möglichst magerem Substrat (die schönsten Blüten haben die Arten der Magerstandorte), oder einer Pflanzung vorgezogener Setzlinge.

Bei der Aussaat von Zweijährigen, wie z.B. Königskerzen, Natternkopf oder Fingerhüten hat sich eine Einsaat mit Initialpflanzung bewährt: so blüht im ersten Jahr die gepflanzte Generation und samt sich aus, im zweiten Jahr blüht die Ansaat. Oder man entscheidet sich für eine Saatmischung aus ein- und mehrjährigen Arten. Dann werden die Einjährigen (z.B. Mohn, Kornblume,...) nach und nach von den Zwei- und Mehrjährigen (z.B. Natternkopf, Färberkamille...) abgelöst.

 

Woher kommen die Pflanzen und das Saatgut?

 Wildpflanzen dürfen nicht der Natur entnommen werden! Saatgut kann man aber bei Spaziergängen sammeln, wobei es sich von selbst versteht, dass man nicht ganze Bestände aberntet, sondern nur einige reife Samen oder Samenkapseln mitnimmt. Auch Saatgutbörsen oder der Internetversand sind eine gute Möglichkeit.

Pflanzen werden in großer Auswahl von Spezialgärtnereien kultiviert, oft in Bioqualität (auch hier ist das Internet sehr hilfreich).

 

Aber Vorsicht - sind Sie einmal dem Charme der schönen Wilden erlegen, gibt es kein Zurück mehr. Und dann sieht man die Kornrade vielleicht auch bald in ihrem Garten....


Wasser - Keimzelle des Lebens

Wohl kaum ein Lebensraum im Garten bringt so viel Artenvielfalt und Leben in den Garten, wie ein Bachlauf oder Teich. Dabei kommt es gar nicht einmal so sehr auf die Größe an.

Das Leben tobt im Teich - vorausgesetzt man verzichtet auf Fische. Diese fressen sonst all die Kleinlebewesen, den Amphibienlaich und alles Lebendige auf, bevor es sich entwickeln kann und überdüngen das Wasser mit ihren nährstoffreichen Ausscheidungen.

 

Schon ein kleiner Tümpel kann zum Treffpunkt für zahlreiche Insekten, Ambhibien und weitere Besucher werden.  Doch auch ein Sumpfbeet oder –Graben, z.B. am Dachrinnen-Auslauf kann zu einem Zentrum des Lebens im Garten werden.

Bei Bachläufen sollte die Fließgeschwindigkeit nicht zu hoch sein und einige vertiefte Bereiche, auch bei abgeschalteter Pumpe- immer geflutet sein. Es macht übrigens nichts, wenn das Gewässer im Winter durchfriert - es sei denn man möchte großblütige Seerosen kultivieren.

 

Für die Bepflanzung über und unter Wasser, sowie in den verschiedenen Uferbereichen gibt es eine Vielzahl sehr attraktiver heimischer Pflanzen. Sicher nicht fehlen sollten Arten wie die früh blühende Sumpfdotterblume, Blutweiderich und Wasserdost (letztere sind Insekten- und Schmetterlingsmagneten). Aber auch Schwanenblume, Froschlöffel, Fieberklee und Wasserminze sind sehr attraktiv. Unter Wasser sorgen Ähriges Tausendblatt, Krauses Laichkrau oder das Gemeine Hornblatt für die natürliche Reinigung des Wassers. Am feuchten Ufer fühlen sich u.a. sibirische Schwertlilie  oder Mädesüß wohl.

 

Bald nach dem Befüllen eines Feuchtbiotopes werden sich die ersten Besucher einstellen: Libellenlarven, Schwimmkäfer  und Ruderwanzen sorgen schnell für die Beseitigung der gefürchteten Stechmückenlarven. Frösche und Molche kommen wie von Zauberhand in den Garten und die Vögel freuen sich über flache Uferbereiche zum Baden und Trinken.

Wer den Prozess unterstützen möchte, „impft“ den Teich mit einem oder zwei großen Eimern Wasser und Schlamm aus einem Naturteich (das  Fangen und Aussetzen von Amphibien ist übrigens aus gutem Grund verboten).

Ein abwechslungsreicher Uferbereich z.B. mit Totholz und Steinen bietet den Amphibien Rückzugsmöglichkeiten.

 

Flache Ufer tragen zu einem natürlichen Bild entscheidend bei und bewahren Gartenbewohner wie den Igel vor dem Ertrinken.


Disteln - wehrhafte Bereicherung im Garten

 Disteln und anderes "Unkraut" sind nicht nur wunderschön, sondern auch beliebt bei vielen Vögeln.

 

 

Viele unserer heimischen Wildstauden machen nicht nur im Sommer eine gute Figur und ziehen Insekten nahezu magisch an. Im Winter sind sie mit ihren Samen ein wichtiger Bestandteil der Speisekarte unserer überwinternden Vögel. Der Stieglitz bevorzugt die besonders öl- und damit energiehaltigen Samen der Disteln. Die meist zwei- bis mehrjährigen Pflanzen mit den attraktiven Blütenköpfen eignen sich besonders für warme, sonnige und nährstoffarme Böden. Sie bilden imposante Blickfänge und sind sind gute Struktur- und Leitstauden. Es empfiehlt sich, Jungpflanzen zu setzen, danach samen sie sich bereitwillig aus, blühen aber erst im zweiten Jahr.

 

Disteln sind nicht nur Bienen- und Schmetterlingsmagneten, sondern können auch mit robustem, gesundem Wuchs aufwarten. Doch hier liegt auch die Krux: Viele Gärtner scheuen die immense Vitalität und Vermehrungsfreudigkeit der stacheligen Schönheiten. Daher sollte man ihnen am besten einen eigenen, begrenzten Bereich zuweisen, in dem sie sich ausbreiten dürfen. Drumherum wird möglichst bereits beim ersten Aufkeimen gejätet. Dann kann man noch ohne größere Mühe und Blessuren die Wurzeln entfernen. Disteln wie die Wollköpfige Kratzdistel, Mariendistel, Purpurkratzdistel, Nickende Distel, Kugeldistel und Mannstreu sind die wohl attraktivsten Vertreter der Sippe. Im Steingarten besonders attraktiv sind Gold- und Silberdisteln.

 

Etwas moderater bewehrt kommt die Wilde Karde daher, geizt aber dafür nicht mit Nektar - und ist eine der absoluten Lieblingspflanzen des Stieglitz, der oft in großen Trupps an den ausgereiften Samenständen zu Besuch kommt. Diese müssen dafür natürlich auch stehenbleiben. Abgeräumt wird im naturnahen Garten ohnehin erst im Frühjahr. Bis dahin dürfen auch die dekorativen Samenstände von Purpursonnenhut, Berg-Flockenblume, Gemeiner Schafgarbe, Wasserdost, Alant, Sonnenblume, Schmuckkörbchen, allen ungefüllten Astern, Ringelblume (überhaupt alle Korbblütler sind beliebt), gemeiner Nachtkerze, Mädesüß und allen (Zier-)gräsern den Garten im Winter bereichern. Viele Gartenkräuter, wie beispielsweise Salbei, Lavendel und Borretsch, aber auch Blüten von Salat oder Rhabarber werden ebenfalls gerne vom Stieglitz genommen. Bis zum Winter dürften sie aber ebenso wie die einjährigen Mohn-, Flocken-, und Witwenblumen schon längst von ihm und den anderen samenliebenden Gartenvögeln abgeerntet sein.

 

In der "wilden Ecke" des Gartens können Beifuß, alle Kletten, Echte Goldrute, Ampfer und die große Brennessel ebenso zusätzliches Futter bieten, wie Samen und Beeren heimischer Sträucher und Bäume. Die Bandbreite ist also groß, und gerade die „Unkräuter" stehen auf der Nahrungsliste vieler Vögel weit oben. Wieder einmal hilft „Nichtstun" am meisten. Nicht alles abmähen.

 

Nicht alle Stauden abschneiden und nicht „noch schnell vor dem Winter Unkraut jäten" tut nicht nur dem Sieglitz, sondern auch allen anderen Gartenbewohnern und -besuchern gut.

 

 

Natur.Garten.Helbig.

Hortus Contemplationis et Diversitas

Birgit Helbig

Planungen für naturnahes Grün

Freie Referentin und Autorin für Natur im Garten

Dipl.-Designerin (FH)

 

Dorfanger 14

Dürrenmungenau

91183 Abenberg

 

E-Mail: birgit.helbig@yahoo.de

 

Tel. 09873-760